Mittlerweile wurde ich nun schon ein paar Mal nach Einstellungen gefragt um PETG sauber drucken zu können. Ich finde das immer relativ schwierig da ich in jedem Fall von Hersteller zu Hersteller und in manchen Fällen von Farbe zu Farbe vom gleichen Hersteller die Einstellungen anpasse. In diesem Artikel stelle ich Euch meine Basis-Einstellungen vor mit denen man ganz generell schon mal recht ordentliche Ergebnisse beim Drucken mit PETG erzielen kann. Das günstige PETG-Filament von Nunus verarbeite ich tatsächlich exakt mit diesen Einstellungen so und bin recht zufrieden.

Wissenswert: Drucken PLA vs PETG

PETG und PLA lassen sich im Druck relativ ähnlich verarbeiten und haben ungefähr die gleichen Anforderungen. Auch die Viskose-Eigenschaften sind sehr ähnlich. Trotzdem lässt sich das Material schon auf der rohen Spule klar unterscheiden. Nimmt man ein Stück PLA ist das relativ steif und man meint, man kann es leicht brechen (das trifft auch bei einigen zu, primär bei fluoreszierenden PLA-Produkten). PETG hingegen fühlt sich da schon eher ein wenig elastisch an im Rohzustand und man hat beim leichten Biegen nicht den Eindruck als würde es dem Material etwas ausmachen. Ich empfehle jedem Mal ein dünneres Druckstück von beiden Materialien zu drucken und die Druckstücke hinterher durchzubrechen. Das ist recht interessant und erklärt auch warum PETG für z.B. Druckerteile, die später mechanisch beansprucht werden, deutlich interessanter ist. PLA ist nach dem Druck relativ starr und hart. Man kann es durchbrechen und bekommt oft eine glatte Bruchkante. PETG hingegen wirkt eher so als würde ein feines Gewebe beim Druck entstehen und wirkt irgendwie faserig. Auch die Oberflächen von PETG wirken eher etwas spröde und man kann es gut abschleifen im Gegensatz zu PLA. Im Prinzip ist es das bessere Material meiner Meinung nach, allerdings meistens nicht notwendig.

PETG Einstellungen

In meinem anderen Artikel habe ich bereits gute Einstellungen für PLA im Detail vorgestellt. Wie bereits erwähnt sind die PETG Druck-Einstellungen relativ ähnlich. Wenn Ihr bereits ein gutes Profil für euren Drucker mit PLA habt, nehmt dieses als Basis und passt es auf das neue Material an einigen Stellen an. Die zentralen Abweichungen und Stellhebel für das Drucken mit PETG sind bei mir die folgenden:

Primäre Drucktemperatur Düse

Ich verarbeite PETG in der Regel mit 230 Grad Nozzle-Temperatur. Bei meinem ersten Druck mit neuem PETG ist das definitiv meine erste Wahl. Beim stöbern in meinem Profil-Ordner habe ich dazu eigentlich keine Abweichungen gefunden. Manchmal gehe ich in der Temperatur für das erste Layer bei filigranen Bauteilen etwas nach oben auf 235 Grad, das ist aber eher Bauteil abhängig als Materialabhängig. Ich habe hier ein schwarzes Noname-PETG aus China, das verarbeite ich tatsächlich dauerhaft mit 235 Grad. Allerdings ist das eher die Ausnahme.

Druck-Geschwindigkeit

Ich verarbeite PETG fast ausnahmslos bei 60 mm/s als feste Einstellung. Solltet Ihr die Geschwindigkeit nach oben oder unten anpassen. Kann sich das auf Kühlung und Drucktemperatur auswirken und diese Werte müssen dann ebenfalls mit skalieren.

Extrusion Mulitplikator / Feedrate

Bei PETG liegt bei mir die Feedrate immer 1-3% unter derer von PLA. Im Normalfall sind das bei mir so 93- 96%.

Retraction

Die Retraction habe ich eigentlich auf demselben Wert wie bei PLA

Bett-Temperatur bei PETG auf Glas

Die Bett-Temperatur habe ich auch 10-15 Grad höher als bei PLA. PETG drucke ich in der Regel auf blankes Glas ohne Klebzeug oder so Etwas bei 70 Grad. Möchte ich kein glatte Seite für das Bauteil, nehme ich ein Stück Bluetape dafür auf das Glas.

Kühlung

PETG ist etwas sensibler wie PLA was Fäden ziehen betrifft. Das ist aber kein Problem, besonders da der Cleanup nach dem Druck mit PETG sehr einfach ist aufgrund der Materialeigenschaften. Ich lasse den Lüfter ab dem 2. Layer auf 100 laufen und hab bei meinen Druckern dann eigentlich keine Fäden sondern ein ordentliches Bauteil. Solltet Ihr keinen Bauteillüfter haben oder eher einen der Etwas schwach auf der Brust ist, geht mit der Druck-Temperatur und Geschwindigkeit stückweise etwas zurück. Das hat den gleichen Effekt wie ein Monsterföhn J

Fazit

Das wars dann eigentlich auch schon. Wie gesagt funktioniert Drucken mit PETG für mich sehr ähnlich wie PLA. Wichtigste Unterschiede / Stellhebel sind für mich Temperaturen, Feedrate und Kühlung. Der beste Tipp ist denke ich: Nehmt eure PLA-Einstellungen und dreht einfach mal an den genannten Stellhebeln. Ich bin mir sicher Ihr werdet auf Anhieb vergleichbar gute Ergebnisse erreichen.

Viele Grüße und Happy Printing!